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Die Tomate und das Herz / großes EU-Projekt beginnt

Ernährungswissenschaftler der Universität Jena koordiniert neues EU-Projekt “LYCOCARD”

project team

Jena (10.04.06)
Die Tomate ist nach der Kartoffel das am meisten verwendete Gemüse in Europa. Und das ist gut so, denn sie beugt Herz-Kreislauf-Erkrankungen vor, was dem Tomateninhaltsstoff und Pflanzenfarbstoff Lycopin zugeschrieben wird. Doch wie die Wirkungskette von der gesunden rohen Tomate bis hin zu einem guten Gesundheitszustand im einzelnen aussieht, ist bisher nicht bekannt. Diese Lücke wollen Wissenschaftler, Technologen, Industriefirmen und Patientenorganisationen aus sechs europäischen Ländern jetzt unter Jenaer Führung schließen. In den nächsten fünf Jahren fördert die EU die 15 Partner des Projekts “Lycocard” (“Lyco” von “Lycopin” und “card” von “cardiovascular diseases”, der englischen Bezeichnung für Herz-Kreislauf-Erkrankungen). In einem multidisziplinären, fachübergreifenden Team wird ab diesem Monat erforscht, wie Lycopin wirkt und Herz-Kreislauf-Erkrankungen vorbeugt.
Das ambitionierte Vorhaben wird von der Europäischen Union innerhalb des 6. EU-Rahmenprogramms mit insgesamt 5,2 Millionen Euro gefördert. PD Dr. Volker Böhm vom Institut für Ernährungswissenschaften der Friedrich-Schiller-Universität Jena steht an der Spitze des Projekts. “Es ist das erste Forschungsprojekt in dieser Größenordnung, das von Thüringen aus koordiniert wird”, sagt der 44-jährige Ernährungswissenschaftler. Der Koordinator freut sich um so mehr, als dem Projektstart ein zweistufiges Antragsverfahren sowie neunmonatige Vertragsverhandlungen vorausgingen, bei denen ihn besonders das Büro für Forschungsförderung und -transfer der Universität unterstützt hat.
“Fünf Portionen Obst und Gemüse am Tag, darin enthalten ein Tomatenprodukt” - so könnte in fünf Jahren eine neue Ernährungsrichtlinie lauten, schaut Böhm in die Zukunft. Mit dieser Faustregel können sich die Verbraucher ihren Speiseplan so zusammenstellen, dass das Risiko, am Herzen zu erkranken, deutlich vermindert wird. “Lycocard” würde somit dazu beitragen, den Gesundheitszustand der Verbraucher zu verbessern und gleichzeitig die Kosten der Gesundheitssysteme zu verringern. Denn Herz-Kreislauferkrankungen sind neben Krebs eine der Haupttodesursachen in den Industrieländern. Gleichzeitig wird durch das Projekt der Kenntnisstand in der Forschung umfassend erweitert. “Darüber hinaus kann die europäische Lebensmittelindustrie ihre Position stärken, weil die Nachfrage nach gesundheitsfördernden Tomatenprodukten, deren Entwicklung eines der Projektziele ist, steigen wird”, ist sich Böhm sicher.
Bis dahin werden viele Einzelheiten von der Rohware bis zum fertigen Produkt, von der Zusammensetzung der bioaktiven Inhaltsstoffe bis hin zur Wirkung in biologischen Systemen eingehend erforscht. “Lycocard” will insbesondere die Fragen beantworten: Wie wirken sich technologische Prozesse auf den Lycopingehalt aus? Wie reagieren die verschiedenen Inhaltsstoffe auf- und miteinander? Welche molekularen Aspekte bestehen bei der Aufnahme und dem Metabolismus von Lycopin? Wie wirken Lycopinisomere und Lycopinmetabolite in verschiedenen biologischen Systemen? Wie ist die Bioverfügbarkeit im menschlichen Körper?
Aktuelle Erkenntnisse zum Thema Tomate und Herz werden kontinuierlich auf der projekteigenen Internetseite www.lycocard.com bereitgestellt, die so zur Informationsplattform für Wissenschaft, Industrie, Patientenorganisationen und Verbraucher werden soll.
Kontakt:
PD Dr. Volker Böhm
Institut für Ernährungswissenschaften der Friedrich-Schiller-Universität Jena
Dornburger Straße 25-29, 07743 Jena
Tel.: 03641 / 949633, Fax: 03641 / 949632
E-Mail: Volker.Boehm@uni-jena.de
Lycocard-Partner:
o Volker Böhm, Friedrich-Schiller-Universität, Jena (Deutschland) - Koordinator
o Verena Stangl, Charité, Berlin (Deutschland)
o Catherine Caris-Veyrat, INRA, Avignon (Frankreich)
o Ralph Rühl, Universität Debrecen (Ungarn)
o Gordon Lowe, Liverpool-John-Moores-Universität (Großbritannien)
o Mariá Jesús Periago Castón, Universität Murcia (Spanien)
o Patrick Borel, INRA Marseille (Frankreich)
o Paola Palozza, Katholische Universität Rom (Italien)
o Alvaro Mordente, Katholische Universität Rom (Italien)
o Martin Vestweber, Deutsche Herzstiftung, Frankfurt (Deutschland)
o Pablo Serrano Santos, JUVER, Murcia (Spanien)
o Sophie Colvine, AMITOM, Avignon (Frankreich)
o Inigo Martinez-Fresneda, AGRAZ, Villafranco del Guadiana (Spanien)
o Jesus Espinosa Garcia, CONESA, Villafranco del Guadiana (Spanien)
o David Cameron, Caledonian Science Press, Sitges (Spanien)